Einsparziele erreicht
Energiedatenmanagementsystem verhilft Automotive-Zulieferer ZF Friedrichshafen
am Standort Passau zu deutlich weniger Stromverbrauch
Während die Bundesregierung fordert, den Stromverbrauch in Deutschland zu verringern, hat sich der Standort Passau der ZF Friedrichshafen AG im Rahmen des „Jahres der Energie“ das ehrgeizige Ziel gesetzt, von 2010 bis 2015 20 Prozent des relativen Stromverbrauchs einzusparen – und dieses tatsächlich erreicht. Möglich wurde das am ZF-Standort Passau durch den Einsatz des Energiedatenmanagementsystems visual energy 4 von der KBR GmbH. Die Software erfasst die Daten aller Messgeräte im Unternehmen und stellt diese anschaulich dar, sodass rund um die Uhr sowohl der Strom- als auch der Energieverbrauch von Wasser und Gas überwacht und analysiert werden kann. Das System wird durch die BAFA gefördert. Der deutsche Industriesektor trug 2014 etwa 22,3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, der Anteil am gesamten Nettostromverbrauch in der Bundesrepublik betrug dagegen im gleichen Jahr stolze 47 Prozent. Um eine bessere Übersicht über den Energieverbrauch im Unternehmen zu bekommen, stellte der ZF- Standort Passau deshalb bereits früh von der manuellen Stromablesemethode auf moderne Messgeräte um. „1999 haben wir die ersten multimess-Strommessgeräte von KBR bei uns im Unternehmen installiert. Angefangen haben wir mit lediglich zwei bis drei Zählern am kompletten Standort“, erklärt Hubert Holzbauer, Mitarbeiter Energieund Umweltmanagement am ZF-Standort Passau. Nur kurze Zeit später wurde mit der Installation der Software visual energy 4 der KBR Kompensationsanlagenbau GmbH der nächste Schritt für ein effi zienteres Energiedatenmanagement unternommen. Das System wird durch die BAFA gefördert. Energieintensive und produzierende Unternehmen, die sich in Verbindung mit einer Energiedatenerfassung ISO 50001 zertifizieren lassen, werden unter Umständen von der EEG-Umlage befreit und können auf Entlastung bei der Strom- und Energiesteuer hoffen.
ZF ruft Jahr der Energie aus
Die Einführung eines Energiedatenmanagementsystems hatte mehrere Gründe, wie Holzbauer erläutert: „Zum einen war die Auslastung des internen Stromnetzes nicht im Detail bekannt. Teilweise waren Transformatoren nicht am richtigen Betriebspunkt installiert, Stromschienen schlecht ausgelastet und Bauteile überlastet. Zum anderen sind alle deutschen Produktions- und Servicestandorte des Automobilzulieferers seit 2013 nach der ISONorm 50001 zertifi ziert, die zur Einführung eines Energiemanagementsystems im Betrieb verpflichtet. 2010 rief ZF schließlich für das gesamteUnternehmen das „Jahr der Energie“ aus – mit der Zielsetzung, von 2010 bis 2015 20 Prozent des relativen Energieverbrauchs bezogen auf die Wertschöpfung einzusparen.
Am ZF-Standort Passau wurde deshalb eigens ein Mitarbeiter abgestellt, der seither für die Überwachung der Energiedaten mittels der Software zuständig ist und die Mess- und Kostenstellen auswertet. „Wir nutzen das System aktiv und arbeiten dabei nach der Plan-Do-Check-Act-Methode, um Einsparpotentiale aufzudecken und damit den Energieverbrauch kontinuierlich zu optimieren. Mehrere erfolgreiche Aktionen beruhen dabei auf der Auswertung von Energiedaten“, so Holzbauer. Somit konnte unter anderem der Stromverbrauch am Wochenende gesenkt werden. Zudem wurden die Bauteile besser ausgelastetund die Netzqualität verbessert. Mehrere Kleinprojekte trugen schließlich dazu bei, dass am ZF-Standort Passau innerhalb von fünf Jahren das Energieeinsparziel von 20 Prozent erreichte.
Software analysiert Messdaten unterschiedlicher Energiemedien
Mittlerweile wertet das System am ZFStandort Passau die Daten von ca. 640 Zählern aus, die neben dem Stromverbrauch auch die Verbrauchswerte anderer Energiemedien liefern. „Die Software sammelt – unabhängig vom Hersteller des Messwertaufnehmers – auch die Messergebnisse von Wasser und Druckluft und diversen Prozess- und Betriebsmittelleitungen. Die Zahlen können jederzeit zusammengefasst und etwa auf außergewöhnliche Schwankungen überprüft werden“, erklärt Alexander Wagenhuber, Vertriebsingenieur bei KBR. Die Messstellen müssen dafür nicht alle in das System eingebunden sein; die Daten können daneben sowohl per Hand als auch mobil über eine App eingetragen werden.
Unternehmen wirkt aktiv an Verbesserung der Software mit
KBR bietet von der Planung bis zur Implementierung einen umfassenden Kundenservice über Standorte in ganz Deutschland an. Dazu hält das Unternehmen auch Workshops in eigenen Seminarräumen ab, um Nutzern die Möglichkeiten der Software näherzubringen. Ebenso gehen die Energieexperten gerne auf Verbesserungsvorschläge ein. Mittlerweile hat KBR mehrere Updates für visual energy 4 herausgebracht, an denen auch der Automotive-Kunde ZF beteiligt war. „Wir haben viel Input gegeben, um unter anderem die Benutzeroberfläche verständlicher zu machen. Außerdem haben wir zu einigen Visualisierungen wie Kreisdiagrammen und der Auswertung mehrerer Graphen beigetragen“, erklärt Holzbauer. Der Mitarbeiter des Energie- und Umweltmanagements am ZF-Standort Passau ist sehr zufrieden mit der Software: „Dadurch konnten sowohl die Energietransparenz gesteigert als auch die Energiekosten gesenkt werden.“